Welche Arten von Gehörschutz gibt es?

Welche Arten von Gehörschutz gibt es?

Das Gehör ist das empfindlichste Sinnesorgan des Menschen. Obwohl Hörschäden irreparabel sind und den Lebenskomfort stark einschränken können, achten weiterhin nicht genug Menschen darauf, einen Gehörschutz zu tragen.

Welche Arten von Gehörschutz gibt es

Die Folge: Schwerhörigkeit ist in Deutschland die häufigste Krankheit, die zu einer Berufsunfähigkeit führt. Dabei gibt es weitreichende Möglichkeiten, das Gehör vor Lärm zu schützen. Ab einer regelmäßigen Belastung von 85 dB muss der Arbeitgeber ohnehin den Gehörschutz stellen. Nachfolgend stellen wir Dir vor, welche Arten von Gehörschutz es gibt und welche Vorteile diese bieten.

 

Passiver Gehörschutz

Grundsätzlich kann man Gehörschutz in passiv und aktiv unterteilen. Passiver Gehörschutz ist am häufigsten im Einsatz. Der Name rührt daher, weil ein passiver Gehörschutz den Lärmpegel stets um den gleichen Schallwert (angegeben in dB) mindert. Dieser Schallwert steht auf der Verpackung und in der Produktbeschreibung.

Reduziert der Gehörschutz den Schall beispielsweise um 30 dB, kannst Du Dich in Bereichen mit bis zu 115 dB für eine komplette 8-Stunden-Schicht aufhalten. Ein Schallpegel von 85 dB ist nämlich für Erwachsene bis zu 8 Stunden unbedenklich. Dennoch empfiehlt sich ein Gehörschutz bereits ab 80 dB.

Passiver Gehörschutz wird sowohl als Stöpsel, als auch als Kapsel angeboten. Er ist die günstigste Variante, das Gehör zu schützen, aber trotzdem funktionell.

Es gibt spezielle Anfertigungen, die besonders gut vor hohen Frequenzen schützen können. Gleichsam werden Modelle angeboten, die besonders gut vor tiefen Frequenzen schützen. Wer sich allerdings einem weitreichenden Spektrum an Lärmbelastungen stellen möchte, sollte eher zum Standard greifen.

 

Aktiver Gehörschutz

Aktiver Gehörschutz regelt den Schallpegel aktiv. Er erkennt, ob der Schall ungefährlich oder schädlich für das Ohr ist. Somit ist es möglich, leise Geräusche, wie Stimmen, nahezu ungefiltert oder sogar verstärkt an das Innenohr weiterzugeben. Lauter Schall wird hingegen erfolgreich reduziert.

Das funktioniert, weil sich an der Außenseite ein Mikrofon befindet. Dieses filtert die Geräusche. Im Inneren sitzt zusätzlich ein Verstärker, der leise Geräusche verstärken kann, um beispielsweise weitestgehend uneingeschränkt kommunizieren zu können.

Aktiver Gehörschutz wird mittlerweile sowohl als Kapselgehörschutz, als auch als Stöpsel angeboten. Er ist teurer, als passiver Gehörschutz, weil er schwieriger zu konstruieren ist. Besonders empfehlenswert ist er für Polizisten, Jäger und das Militär. In diesen Segmenten kommt es darauf an, wichtige Signale wahrnehmen zu können, sich im richtigen Moment aber dennoch zu schützen.

 

Ohrenstöpsel

Gehörschutz Typen

 

Ohrenstöpsel gibt es als In-Ear-Variante und als Vor-Ohr-Variante. Letztere sitzt nicht im Gehörgang, sondern verschließt diesen lediglich von außen. Deshalb sind Vor-Ohr-Stöpsel besonders für Personen geeignet, die schnell Hautirritationen erleiden oder einen tiefsitzenden Stöpsel als unangenehm empfinden.

Ohrenstöpsel bestehen entweder aus Schaumstoff, Wachs oder Silikon. Alle 3 lassen sich teils wiederverwenden. Zweifelsfrei hält Silikon am längsten. Schaumstoff-Stöpsel sind ein Klassiker, welche sowohl im Gewerbe, als auch im Privaten verwendet werden. Sie werden eingerollt und können deshalb einen weitreichenden Schutz bieten. Je weniger Luftvolumen sich zwischen Innenohr und Trommelfell befindet, desto besser schützen sie. Übertreiben sollte man das Einführen jedoch auch nicht, denn schließlich müssen sie auch noch herausgezogen werden können. Schaumstoff-Stöpsel halten in der Regel für 2-3 Anwendungen. Mit der Zeit verlieren sie ihre Fähigkeit, sich auszudehnen.

Vor-Ohr-Stöpsel bestehen häufig aus Wachs. Ihr Vorteil ist, dass sie sich sehr individuell anpassen lassen können. Sie kommen als Masse und können dann mit den Fingern erwärmt und geformt werden. Ihr Dämmwert ist allerdings häufig nicht so gut, wie der von Schaumstoff- und Silikon-Stöpseln. Zudem handelt es sich bei Wachs häufig um Einwegartikel, die schnell durch Ohrenschmalz verunreinigt werden. Wer Probleme mit Hautirritationen hat, kann sie ausprobieren.

Silikon-Stöpsel sind teurer, als andere Ohrenstöpsel, können jedoch abgewaschen werden und sind damit einhergehend länger haltbar. Insbesondere zum Schlafen eignen sie sich, denn sie passen sich dem Gehör etwas sanfter an, als Schaumstoff. Hier solltest Du aber bereits vor dem Kauf auf die Passform achten, denn häufig wurden sie bereits in einer Lamellen-Form ausgearbeitet und können nachträglich nicht angepasst werden.

Des Weiteren gibt es noch Ohrenstöpsel mit einer Kordel. Diese eignen sich für Einsätze, bei denen die Hände verschmutzen. Du kannst an der Kordel ziehen, um sie zu entfernen und schützt Dein Ohr damit vor Dreck und Schmutz. Außerdem schmälert eine Kordel den Druck etwas.

Die Vorteile von Ohrenstöpseln:

  • Sehr kompakt und jederzeit mitzuführen
  • Keine ausgeprägte Schweißbildung, wie bei Kapselgehörschutz
  • Andere Schutzkleidung, wie Brillen, Masken usw. können ohne Beeinträchtigung getragen werden

 

Kapselgehörschutz

Gehörschutz Varianten

Kapselgehörschutz trägt seinen Namen, weil er die Ohren durch 2 Kapseln schützt. Diese sitzen über ihnen und sind innen mit Schaumstoff ausgepolstert. Außen besteht die Kapsel aus Hartplastik.

Es gibt 3 Varianten eines Kapselgehörschutzes: den klassischen Kopfbügel, den Nackenbügel und den Universalbügel. Am häufigsten kommen Kapselgehörschützer zum Einsatz, welche auf dem Kopf getragen werden. Universalbügel besitzen sowohl ein Kopfband, als auch einen Nackenbügel. Auch unter starken Belastungen sollte ein Kapselgehörschutz nicht verrutschen. Möchtest Du den Gehörschutz an einem Helm tragen, solltest Du auf einen speziellen Clip achten.

Die Ohren werden von Gummidichtungen umschlossen, welche für einen angenehmen Tragekomfort sorgen. Der Bügel sollte aus leichtem Metall sein, damit er nicht so schnell bricht. Zudem muss der Bügel natürlich zur Kopfform passen.

Des Weiteren werden auch spezielle Kapselgehörschützer angeboten, die mit einem Radio ausgestattet sind. Auch Sprecheinrichtungen sind möglich und werden häufig vom Militär eingesetzt. Der aktive Kapselgehörschutz arbeitet außen mit einem Mikrofon und innen mit einem Verstärker. So kann er ungefährliche Geräusche, wie Stimmen, verstärkt an das Ohr weitergeben. Gefährlicher Schall wird hingegen zuverlässig gedämmt.

Die Vorteile von Kapselgehörschutz:

  • Leichtes auf- und absetzen möglich
  • Schützt die Ohren auch in sehr dreckiger Umgebung
  • Viele elektronische Varianten (u.a. mit Radio, Kommunikationseinrichtung usw.)
  • Auch für Babys und Kinder geeignet

 

Otoplastiken

Es gibt die Möglichkeit, sich von einem Hörakustiker einen Abdruck des Innenohrs machen zu lassen. Dieser kann dann anschließend Ohrenstöpsel anfertigen, welche passgenau im Ohr sitzen. Als Fertigungsmaterial kommen Acryl, Silikon oder Fotoplast zum Einsatz. Alle 3 Materialien gewährleisten eine lange Haltbarkeit und sind leicht zu reinigen, wobei Fotoplast die hochwertigste Qualität bereitstellt. Silikon spielt seine Vorteile bei Bewegungen aus, weil es sich aktiv an den Gehörgang anpassen kann.

Bei der Herstellung kann der Interessent in der Regel frei wählen, welche Farbe er möchte. Zudem kann entschieden werden, ob eine Griff zum Einsetzen angebracht wird oder eine Kordel zum Einsatz kommt.

Eine Otoplastik kann sinnvoll sein, wenn Du regelmäßig Gehörschutz brauchst und ein negatives Tragegefühl vollkommen ausschließen möchtest. Solche Maßanfertigungen sind jedoch nicht günstig. Je nach Herstellung und Zweck kosten sie schnell über 1000 €.

Die Vorteile von Otoplastiken:

  • Leicht einsetzbar
  • Geringes „Fremdkörpergefühl“

 

Schallschutzanzug

Bei Schalldruckpegeln über 130 dB müssen nicht nur die Ohren, sondern der ganze Körper vor Schall geschützt werden. Das liegt daran, dass das Innenohr auch Schallwellen aufnimmt, die es über den Körper registriert. Der Luftschall wird dabei zu Körperschall, welcher den ganzen Körper durchdringt.

Ein Schallschutzanzug ist dann die richtige Wahl. Dieser wird beispielsweise an Triebwerksprüfständen eingesetzt. Neben Flughäfen wird er auch im Baugewerbe und beim Militär eingesetzt. Gefertigt wird der Anzug aus einer Textil-Leder-Kombination.

Selbstverständlich muss der Gehörschutz dennoch getragen werden. In Deutschland erhalten Arbeitnehmer für jede Stunde, die sie in einem Schallschutzanzug arbeiten müssen, einen Erschwerniszuschlag.

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